Bachar Mar-Khalifé ist ein französisch-libanesischer Sänger, Komponist und Multi-Instrumentalist. Er studierte am Musikkonservatorium in Paris und hat u.a. mit den Dirigenten Lorin Maazel und James Gaffigan sowie mit dem Orchestre national de France und dem Ensemble intercontemporain zusammengearbeitet. Dazu kommen viele Projekte mit Künstlern wie Carl Craig, Francesco Tristano, Bojan Z, Murcof oder Kery James an den Schnittstellen von Jazz, World Music, Elektronik und HipHop. Geboren wurde er im vom Krieg zerstörten Libanon als Sohn des legendären Musikers Marcel Khalifé. Rami Khalifé von der Band Aufgang ist sein Bruder.
Zwei Alben hat der in Paris lebende Künstler schon bei InFiné Music veröffentlicht: Oil Slick aus dem Jahr 2010 und Who’s Gonna Get The Ball aus dem Jahr 2013; außerdem hat er als Filmkomponist für Filme wie Layla Fourie von Pia Marais oder Fièvres von Hicham Ayouch gearbeitet.
Auf seinem dritten Album Ya Balad (= O Homeland), das am 16.10.2015 ebenfalls bei InFiné Music veröffentlicht wird, erzählt uns Bachar Mar-Khalifé von Licht und Schatten seiner Beziehung zum Libanon: dem schmerzlichen Verlust der körperlichen Nähe durch sein französisches Exil, aber auch den nostalgischen Erinnerungen, die ihn mit dem Libanon verbinden – dem süßen Geschmack von Kondensmilch, Kaffeeschwaden über einem offenen Feuer, Croissants mit Zaatar (=Thymian)-Geschmack, dem Duft von Baladi(-Seife) oder der Rauheit eines Loofah-Schwamms.
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Wie Bachar selbst wurde auch der Libanon durch den nationalistischen Regierungsstil ins selbstgeschaffene Exil getrieben: Landschaften wurden durch Landkarten, Horizonte durch Grenzen, Lieder durch Nationalhymnen und wahrhafte Stimmen durch trügerische Appelle ersetzt. Die Tragödie eines Landes am Scheideweg der Kulturen offenbart sich Kindern und Jugendlichen des Landes so nur noch in Grenzen und sie fühlen sich vom Rest der Welt abgeschnitten.
Ya Balad mischt Klavier, Cembalo, Percussion, Schlagzeug, Melodica und Nay mit arabischen Texten, vor allem der Lyrik des Nahen und Mittleren Ostens, die Bachars Vorliebe für die künstlerische Synästhesie in den Mittelpunkt stellt.
So interpretiert er in dem Stück „Madonna“ zur Musik seines Vaters Marcel Khalifé einen Text des irakischen Lyrikers Saadi Youssef über Kinder, die zu früh von uns gehen müssen, oder nutzt in Léon Delerues berührendem Wiegenlied „Dors mon Gas“ ein Gedicht des 1925 verstorbenen französischen Lyrikers Théodore Botrel. „Laya Yabnaya“ ist ein derber Folksong über einen jämmerlichen Liebhaber, der in den Wahnsinn getrieben wird: „It’s quite a violent song, traditionally sung with cheek and joy“ und in „Lemon“ lotet Bachar die raue, einfache und repetitive Natur der Folk Music zu einem Text des ägyptischen Dichters Samir Saady aus. Der überschwängliche und zum Tanzen einladende Song basiert auf einer früheren Zusammenarbeit von Bachar mit seiner Mutter Yolla Khalifé Hawak und nutzt die ungewöhnlichen Klänge eines Barock-Cembalons, das einen Viertelton nach unten gestimmt wurde: „It was a studio epiphany, I’ve used it in many songs since“ sagt Bachar über seine Entdeckung.
Als einziger Gast auf dem Album ist die bekannte iranische Schauspielerin Golshifteh Farahani als Sängerin bei dem eindringlichen Stück „Yalla Tnam Nada“ zu hören. Sie ist über ihre Rollen in vielen unabhängig produzierten französischen Filmen, aber auch durch Ridley Scott-Produktionen bekannt geworden. Geschrieben wurde das Stück ursprünglich für Jihane Chouaibs Film Go Home.
Der Song „Balcoon“ mit seinen ‚Oriental Reggae‘-Anklängen wiederum karikiert die libanesische Jugend in ihrer Zerrissenheit zwischen Anpassung und Ablehnung des Systems. Bachar mischt darin arabische, englische und französische Texte mit klassischer arabischer Musik à la Oum Kalthoum und Rock Marke Doors und Pink Floyd und kommentiert: „This song’s lyrics are written night after night across the bars of Beyrouth.“
Der Künstler selbst schläft allerdings nie. Sein Song „Layla“ aus Pia Marais‘ Film Layla Fourie, in dem sein eigener Vater als Figur auftaucht, nennt uns den Grund: die Nacht hat ihn im Stich gelassen und ist aus seinem Gedächtnis gelöscht worden. Auch das Stück „Kyrie Eleison“ hat Bachar ursprünglich für einen Film geschrieben: Hicham Ayouchs Fièvres, der 2015 den Étalon d’or beim Festival panafricain du cinéma et de la télévision de Ouagadougou gewann. Der ‚heilige‘ Khalifé bittet darin Gott inständig, die Menschheit in Frieden zu lassen; dabei ist das Stück aber keineswegs als Ablehnung des ‚Heiligen’ zu verstehen. „I tick all the boxes for being a believer, but I do not love God“ sagt Bachar über seine Beziehung zum Glauben.
Der tanzbare, anarchische Song „Wolf Pack“ ist eine moderne, „exhilarating and fractured trance“-Improvisation, die nach einer Aufnahmesession im Studio aus einer „tiredness… and wine“-Stimmung heraus entstand, wie Bachar eingesteht. Das einzige instrumentale Stück des Albums „Elle3“ wiederum ist ein Klavier-Melodica-Dialog und „represents everything I am able to give in terms of love, images, sea, barques, wind and stars. This song is for Elle3.“
Bachar Mar-Khalifés neues Album ist im Nassim Nicholas Taleb’schen Sinne ein „schwarzer Schwan“. Es spielt mit dem Licht und der Dunkelheit und stellt die künstlerische Freiheit über alles.
Das Cover Artwork:
Das Porträtphoto auf dem Albumcover stammt von dem britischen Künstler Lee Jeffries, der über seine „Lost Angels“-Photographien von Obdachlosen bekannt wurde. Über ihn sagt Bachar: „His work really stirred something in me, many connections with the themes in my song were obvious. His subjects are both luminous and sad. In the raw. The sense of loss in them is strong. As though they’ve lost everything, but this has exacerbated their humanity. His images also have an element of the sacred. Of the representation of passion in its primary meaning, of happy suffering.“
Europatournee:
Im November und Dezember 2015 wird Bachar mit einem neuen Line-Up bestehend aus Klaver, Bass und Schlagzeug eine längere Konzerttournee in Europa spielen, darunter ist auch ein Termin in Deutschland:
07.11.2015 BE-Brüssel / Théâtre Molière
12.11.2015 FR-Saintes / Gallia Théâtre
19.11.2015 GB-London / London Jazz Festival
20.11.2015 FR-Marseille / Théâtre le Merlan
26.11.2015 FR-Paris / Le Trabendo
30.11.2015 DE-Berlin / Roter Salon
11.12.2015 FR-Brest / Festival No Border
17.12.2015 BE-Gent / De Centrale
18.12.2015 FR-Noisiel / La Ferme du Buisson
Weitere Informationen:
https://www.facebook.com/bmkhalife
BACHAR MAR-KHALIFÉ
Das neue Album: Ya Balad
VÖ: 16.10.2015
Label: InFiné Music
Vertrieb: Rough Trade
Katalognummer: iF1033
EAN CD: 3700 398 714141
EAN LP: 3700 398 714158
Labelcode: kein Labelcode
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