In Zeiten, in denen die Welt bis zum menschlichen Genom erforscht und entschlüsselt ist, gibt es noch Musik zu entdecken, von der international noch kaum jemand auch nur gehört hat?
Ja – gibt es. Eine ganze Gruppe von Musikern aus Botswana, die ihre Gitarre auf eine Art spielt, die sich die meisten nicht einmal vorstellen können – jedenfalls bis sie über eine Handvoll Videos stolpern, die im Internet mit z.T. mehr als einer Million Klicks zu Hits geworden sind. In den Kommentaren dieser Videos immer wieder Fragen und Kommentare wie:
* What is this force of nature’s name?
* Why, when she is doing everything wrong, does it sound SO right?
* I threw my guitar out the window after watching this . . .
* Where’s Ry Cooder?
* Fantastic, John Peel would have wet himself if he had lived to see this.
Als David Aglow, Labelchef von The Vital Record, von einem Freund 2009 einen youtube-Link zugeschickt bekam, ahnte er nicht, was ihn erwartete. Am ehesten Spam, dachte er – und hätte fast gar nicht erst geklickt. Als er es schließlich doch tat, fand er sich mitten in einer Schatzkammer von „Botswana Music Guitar“ wieder: Exzentrisch gespielter Folk von den staubigen Rändern der Kalahari, von einer künstlerischen Intensität, die sich mit jedem Genre messen kann.
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Eine Familie afrikanischer Country-Blues-Meister – vor allem mit einer vollkommen eigenen Grifftechnik: Die Linke greift von oben über den Gitarrenhals, statt von unten. Aber auch die Saitenbespannung und -stimmung sind eigen. Obwohl die Gitarren handelsübliche 6-Saiten-Instrumente sind, werden sie nur mit 4 Saiten bespannt, 3 Höhensaiten, normalerweise in G, E und D, und eine Basssaite. Wenn eine Basssaite einmal schwierig zu finden ist, tut es auch schon mal ein Bremszug oder dergleichen. Gestimmt wird nach Gehör und Laune – die Genauigkeit von Stimmgeräten wird sowieso überschätzt.
Woher die Eigenheiten kommen, wie sie entstanden? Keiner weiß es genau – so haben die Musiker es sich von den Älteren abgeschaut, so wurde es immer schon gemacht….
David Aglow wollte alles darüber wissen. Er fand Johannes Vollebregt mit dem youTube-Alias „Bokete7“, der die Clips aufgenommen und gepostet hatte. Der Niederländer war 1979 mit einer Hilfsorganisation nach Botswana gegangen, wo er seit mehr als dreißig Jahren lebt. Seit jeher musikbegeistert und als Gitarrist aktiv, gründete er eine neue Band und begann, die lokalen Gegebenheiten zu erkunden. Die Musikszene war so lebendig und außergewöhnlich, dass er anfing, Videos der Künstler aufzunehmen und sie in seinen youtube-Kanal zu stellen. David Aglow schlug ihm eine Veröffentlichung vor und so kam es zu den professionellen Aufnahmen der verschiedenen Künstler in Gabarone / Botswana.
Das Line-up der Künstler, die es auf das am 27.04.2018 in Kooperation mit The Vital Record bei Piranha auf Vinyl und digital erscheinende Album I’m not here to hunt Rabbits geschafft haben: Ronald Moipolai – „Ronnie“ / Molefe „Western“ Lekgetho / Sibongile Kgaila / Annafiki „Anna“ Ditau / Oteng Piet / Solly Sebotso / Batlaadira Radipitse / Motlogelwa „Babsi“ Barolong. Mit Ausnahme von Motlogelwa „Babsi“ Barolong, der als Kuhhirte, Schreiner und Nachtwächter tätig ist, verdienen sie alle ihren Lebensunterhalt auf ihre jeweils eigene Weise mit Musik – ob auf Tourneen im ganzen südlichen Afrika und darüber hinaus bis nach China oder Schweden, bei Firmenevents oder in der örtlichen Kneipe.
Ihre Geschichte(n) – beredt, packend, lebendig und in höchstem Maße unterhaltend – sind in einem 36-Seiten-Booklet versammelt, und spiegeln sich – mal journalistisch erzählt, mal poetisch; mal ernst, oft aber auch mit ihrem ganz eigenen Witz – zusätzlich in den Texten. Die Musik ist tief empfunden, meisterhaft dargeboten, vollkommen entspannt, selbstbewusst und natürlich. I‘m Not Here to Hunt Rabbits ist ein Musterbeispiel dafür, wie Musikliebhaber, Feldforscher und Verlage im Idealfall ihre Kräfte bündeln, um Musikern zu internationaler Aufmerksamkeit zu verhelfen.
Es hat etwas von der alten Robert-Johnson-Geschichte – wie er an der Kreuzung in Rosedale seine Seele an den Teufel verkauft hat. Bloß dass die Kreuzung diesmal am Rande der Kalahariwüste liegt und ein Teufel nirgends zu sehen ist – jedenfalls soweit wir wissen. Nur ein Plattenlabel, das die Künstler für Aufnahmen unbedingt in ein Studio bringen möchte.
Weitere Informationen:
http://www.piranha.de/piranha/various_artists/i_m_not_here_to_hunt
VARIOUS ARTISTS
I’m Not Here To Hunt Rabbits
VÖ: 27.04.2018
Label: Piranha Records & The Vital Record
Vertrieb: Indigo / !K7
Formate: 180g Vinyl inkl. 36 Seiten Booklet & 8 Bonustracks als DL
Katalognummer: PIR3165LP
EAN: 826863316511
Labelcode: 07717
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