2014 veröffentlichte die Amparanoia-Gründerin Amparo Sánchez den autobiographischen Roman La Niña y el Lobo, der schonungslos von ihrer Jugend in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren in der Region Granada erzählt. Mit dem gleichnamigen Album erscheint am 26.06.2020 so etwas wie ein Soundtrack zu dieser, ihren weiteren Lebensweg stark bestimmenden harten Zeit.
Die Idee zum Album entstand, als sie sich 2019 entschloss, von Barcelona zurück nach Granada zu ziehen: „Meine Mutter litt an Alzheimer und ich wollte in ihrer letzten Lebensphase näher bei ihr und meiner Familie sein.“ Kurz darauf verstarb die Mutter, Amparo aber blieb in ihrer Heimat Andalusien. Sie traf sich mit Weggefährten aus der Flamenco-Szene wie den Gitarristen Víctor Iniesta Iglesias und Eduardo Espín Pacheco. Beide spielten lange Jahre in Bands wie Estopa oder Elbicho und traten mit legendären Flamenco-Stars wie Jorge Pardo, Carles Benavent oder Soleá Morente auf. „Im Dezember 2019 trafen wir uns in einem Studio in Granada und begannen einfach mit den Aufnahmen,“ so Amparo. „Dort kam mir die Idee, die Songs einzuspielen, die mir während der schweren Jahre in Granada wichtig waren. Es fühlte sich wie das Zusammensetzen eines Puzzles an…“.
Neun der zehn Songs auf ihrem mittlerweile vierten Soloalbum sind Coverversionen; dazu kommt mit dem unveröffentlichten Stück „Veneno“ eine Komposition von Amparo. Alle Songs sind mit einer Geschichte verknüpft: mit „Adoro“ von Armando Manzanero drückt Amparo zum einen ihren Respekt für die indigene Kultur Mexikos aus, aber passt auch zu ihrem Leben. Der Song spricht vom schwierigen ersten Teil einer Beziehung, „in dem du noch sehr verliebt in jemanden bist, obwohl du erste Anzeichen spürst, dass die Liebe eines Tages verschwinden wird“.
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Mano Negras in einer Akustikversion eingespieltes Stück „Mala Vida“, um den Text in den Mittelpunkt zu stellen, handelt davon, „wie schwer es ist, aus einem bestimmten Leben auszubrechen.“ Eines der ersten Musikstücke, an die sich Amparo überhaupt erinnern kann, stammt vom andalusischen Flamencosänger Manuel Molina Jiménez. „Un cuento para mi niño“ erinnert sie daran, „wie ich mit meinem Vater an den beliebten Bars unseres Dorfs vorbeigelaufen bin und wie uns die Flamencosänger an einem sonnigen Sonntagmorgen den Tag versüßten.“ Andere Songs stammen u.a. von Los Lobos und das Album endet mit Violeta Parras aussagekräftigem „Gracias a la Vida“.
Hintergrund:
Amparo Sánchez wurde 1969 in Alcalá la Real in der Region Granada geboren. Sie wuchs dort in einer Zeit auf, in der Spanien seinen Weg aus der Franco-Diktatur hin zu einer eigenen Identität finden wollte. La Niña y el Lobo ist Amparos Soundtrack für diese in ihrem Leben sehr dunkle Zeit.
Es ist die Geschichte eines 14-jährigen Mädchens, das sich in einen acht Jahre älteren Mann verliebt, den sie in ihrem Buch „Alejandro“ nennt und mit dem sie lange Jahre zusammenleben würde. Er eröffnete ihr eine Welt des Rock’n’Roll, der Drogen und allem, was damit zusammenhängt. „Ich war total verrückt nach ihm“, sagt Amparo, die mit 15 Jahren schwanger wurde und ihr Kind behielt, trotz der Forderung ihres Partners abzutreiben. Als Amparo 17 war, heirateten die beiden und „für die nächsten zehn Jahre litt ich unter dem, was viele Frauen auf der Welt erleben: Einschüchterung, häusliche Gewalt, Angst und alle damit zusammenhängenden schlimmen Gefühle im Kontext von exzessivem Alkoholkonsum und anderen Drogen“. Gleichzeitig singt Amparo in ihrer ersten Band Correcaminos – in der „Alejandro“ Schlagzeuger ist….
„Ich brauchte Jahre um zu verstehen, dass ich gehen muss“ so Amparo. Als sie dann bereit war, zog sie mit ihrem Sohn, ihrer Gitarre und einem Koffer 1995 nach Madrid, wo die beiden ein neues Leben begannen. Zuerst arbeitete sie als Kellnerin in unterschiedlichen Bars, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und ihre Karriere als Musikerin weiterverfolgen zu können. Ihr Blatt wendete sich als sie Manu Chao kennenlernte. Er überzeugte Amparo davon, das erste Amparanoia-Album El Poder de Machín 1996 zu veröffentlichen. Der Rest ist Geschichte – es folgten Tourneen in der ganzen Welt und viele weitere Alben mit Amparanoia und als Solokünstlerin.
Weitere Jahre vergingen, bis Amparo mit ihrer Geschichte umzugehen und darüber zu sprechen lernte: „Die harte Zeit war wie verborgen in mir, und erst 2012 war ich dank einer guten Freundin, die mit von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen für eine NGO arbeitete, bereit, darüber zu sprechen. Sie überzeugte mich davon, meine Geschichte aufzuschreiben. Für mich selbst, aber hauptsächlich, um anderen Frauen zu helfen, die dieselben Erfahrungen machen. Dieselben schrecklichen Erfahrungen.“
Aber warum wartete sie bis 2014, um ihre Geschichte zu erzählen? „Ich kann das nur schwer erklären“, so Amparo, „ich musste wohl auf den Moment warten, als ich die schrecklichen Geschehnisse akzeptieren konnte, als ich das Mädchen akzeptieren musste, welches ich zu dieser Zeit war.“ Amparo ist es ein großes Anliegen, Frauen in ähnlicher Situation zu ermutigen und zu unterstützen. Das macht sie durch Begegnungen und Workshops in Flüchtlingszentren und NGOs, die sich auf das Thema häusliche Gewalt spezialisieren.
Weitere Informationen:
www.amparosanchez.info
https://www.facebook.com/amparosanchez17/
AMPARO SÁNCHEZ
Das neue Album: La Niña y el Lobo
VÖ: 26.06.2020
Label: Mamita Records/Galileo Music Communication
Vertrieb: Galileo Music Communication
Formate: CD, digital
Katalognummer: folgt
EAN CD: 7713042437101
Labelcode: 12661
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