„Djourou ist das Band, das mich mit anderen Menschen verbindet“, sagt Ballaké Sissoko; „djourou“ in der Bambara-Sprache steht aber auch für die „Saite“ und in dieser Doppeldeutigkeit und diesem Geist liegt ein Schlüssel zu seinem neuen, am 09.04.2021 erscheinenden Album, das diesen Namen trägt. Er beschreibt die Musik des bekannten Kora-Spielers aus Mali in all ihren Dimensionen und Facetten: intim und universell, im Singular wie auch im Plural, solo oder im musikalischen Dialog mit anderen KünstlerInnen.
„Ballaké Sissoko repräsentiert ein Stück der Musikgeschichte Malis“, so der bekannte französische Rapper Oxmo Puccino, „es ist eine kraftvolle Stille, eine sakrale Musik.“ Für ihn ist Ballaké Sissoko wie ein Onkel. Aber warum Onkel? Der Ehrentitel passt, denn nach mehr als vierzig Jahren im loyalen Dienst der Saiten seiner Kora, der Harfenlaute, die so etwas wie das musikalische Symbol für ganz Westafrika darstellt, hat Ballaké Sissoko den Status eines Ältesten errungen und von Beginn an war seine Beziehung zur Kora die einer Liebesgeschichte.
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Ballakés Ansporn, das Instrument seines Vaters zu spielen, eines Giganten der Kora und Ko-Direktor des berühmten National Instrumental Ensemble of Mali, erwuchs aus seinem ureigenen Herzenswunsch. Djelimady Sissoko setzte seinen erstgeborenen Sohn nie unter Druck, spürte aber wohl die große Anziehungskraft der Kora auf den Jungen. Ballaké hörte ihm stundenlang zu, lernte dabei sehr viel und so überreichte Djelimady seinem Sohn irgendwann vertrauensvoll den Schlüssel zum Musikraum. Für ein Kind mit solch grenzenloser Neugierde konnte es keine bessere Einladung geben. Langsam aber sicher wurde Ballakés Talent erkannt, bis sein Vater ihm entrissen wurde und Ballaké auf brutale Weise früh erwachsen werden musste.
Als ältester Sohn war er plötzlich der Haupternährer der Familie und wurde Mitglied des National Instrumental Ensemble, eines vom Staat geführten Orchesters, in dem die größten Instrumentalisten aus allen Ecken des Landes zusammenkamen. Dort lernte er zuerst ausschließlich über das Zuhören von erfahrenen Musikern wie Sidiki Diabate. Diese durch traditionelle Erziehung vermittelte Gabe hat Ballaké nie verloren: lerne zuzuhören, bevor du sprichst und so lernte Ballaké zuzuhören, bevor er anfing zu spielen, mit den Ohren zu berühren, bevor er die Saiten berührte und das in derselben Weise, wie man mit den Augen berühren kann.
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Schnell stellte sich heraus, wie gut Ballaké Sissoko das klassische Repertoire wie auch die Improvisation über sein stilles Zuhören beherrschte. Aber der junge Musiker verspürte darüber hinaus das Bedürfnis, seine uralte Kunst der anderer musikalischer Welten gegenüberzustellen und begann an einer Solokarriere zu arbeiten. Er war von der indischen Sitar und der Flamencogitarre fasziniert und versuchte, ihre jeweiligen Techniken auf die Kora zu übertragen. Immer auf der Suche nach neuen musikalischen Welten, entdeckte er arabische Instrumente wie Kanun, Oud oder westliche wie das Cello, das wie ein Bolon oder eine Soko aus Mali klingen kann. Diese Faszination führte Jahre später dazu, dass er Kontakt zu dem Cellisten Vincent Segal aufnahm und mit ihm einen musikalischen Dialog begann, der zwei gemeinsame Alben bei Nø Førmat! hervorbrachte: Chamber Music und Musiques de Nuit.
Als Solokünstler folgt Sissoko oft seiner Liebe für meditative Zwiegespräche mit der Kora wie z.B. auf dem Album Déli aus dem Jahr 1997. Aber er hungert auch nach Begegnungen, bei denen die Kunst des Zuhörens und die Kunst des Spielens sich zu etwas Neuem vereinen. Ob mit Toumani Diabate auf dem Album New Ancient Strings, dem Nachfolger des wegweisenden, 1970 von ihren Vätern Djelimady und Sidiki eingespielten Kora-Albums Ancient Strings oder mit dem Pianisten Ludovico Einaudi auf dem jazzig-poetischen Road-Trip Diarió Mali, schwelgt Ballaké in dieser Art von Dialog, bei dem die Noten mit zwei Stimmen zu sprechen scheinen… oder sogar drei, wie bei seinem Trio 3MA mit Rajery an der Valiha und Driss el Maloumi an der Oud.
Das neue Album Djourou ist ein Konzentrat aus der Kunst ganz man selbst zu sein und mit anderen zusammen zu sein. Es enthält Stücke, bei denen Ballaké ganz alleine in einen Dialog mit seiner Kora eintritt und andere, in denen er die Kora freudig mit Musikern aus der Ferne kommunizieren lässt; immer jedoch sind die Ansätze mit derselben Präzision ausgeführt und alle werden wie mithilfe einer unsichtbaren Schnur, einer Saite, einer „djourou“ auf ihre jeweils eigene Art und Weise an Ballakés Kora gebunden.
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Oxmo Puccinos Interaktion mit Ballakés Kora versetzt ihn in seine Kindheit und nach Mali. Die „uralten Töne finden ihren Widerhall auf dem gesamten Weg bis hin zu den Vorfahren“, sagt Puccino. In seinem Text zu „Frotter Les Mains“ erweist er – der gerne Worte sich aneinander reiben lässt, um einen poetischen Funken zu erzeugen – den Händen die Ehre, der Freude der Zusammenkunft und des Berührens in einer Welt, die immer „kontaktloser“ und „distanzierter“ wird. Wenn er über das Händereiben singt, beobachtet er Ballaké Sissoko bei „einem Fingerballett auf einem Dutzend Saiten, wunderschön anzusehen. Es ist, als ob er die Musik zusammenstrickt.“
Die französische Sängerin Camille teilt diese Faszination und strickt ihre Worte in einer poetischen Träumerei wie in einem sublimen Liebesbrief an die Kora zusammen. In „La Symphonie Fantastique“ nimmt Ballaké gemeinsam mit Vincent Segal am Cello und Patrick Messina an der Klarinette Berlioz‘ Stück mit auf eine epische Reise entlang des Niger, einem Schauplatz großer Heldenepen, und Ballakés langjähriger Mitstreiter Piers Faccini verleiht der in der Sprache Bamanan gesungenen Ballade „Kadidia“ mit seiner Stimme eine überraschend neue und bewegende Farbpalette, die über Ballakés tiefen Noten schweben.
Mit der Einladung an die Koraspielerin Sona Jobarteh aus Gambia zu einem gemeinsamen Stück für das Album wob Ballaké einen Faden hin zu ihren gemeinsamen Vorfahren. Er vereint die Generationen über die heutigen Ländergrenzen hinaus bis in eine Zeit, zu der das Malireich einen großen Teil Westafrikas umfasste. Die Macht der Geschichte klingt auch im Stück „Guelen“ an, das zwei Künstler zusammenbringt, die bislang noch nicht als Duo zusammengearbeitet hatten: Salif Keïtas einzigartige Stimme trifft auf Ballaké Sissokos wunderbare Kora in einem so spontanen wie intimen, zuhause in Keïtas Mouffou Studios in Bamako eingespielten Song.
Zum Ende des Albums bricht Ballaké begleitet vom Sänger der französischen Band Feu! Chatterton, Arthur Teboul, zu einem durchgeknallten Abenteuer mit den Saiten seiner Kora auf. Gemeinsam greifen sie nach den Sternen und kleiden sie in Lyrik neu ein. Vielleicht ist ja die Saite (oder das Band? – „djourou“ lässt diese Frage offen) in der Lage, uns mit der Erde, den Sternen, uns selbst und anderen zu verknüpfen.
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Weitere Informationen:
https://www.ballakesissoko.com/en/
BALLAKÉ SISSOKO
Das neue Album: Djourou
VÖ: 09.04.2021
Label: Nø Førmat!
Formate: CD, Vinyl, digital
Vertrieb: IDOL / Indigo
EAN CD: 3700551783465
Katalognummer CD: NOF50
EAN LP: NOF50LP
Katalognummer LP: 3700551783472
Labelcode: 35386
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