Seit der Gründung im Jahr 2007 hat das finnische Trio Elifantree sechs Alben veröffentlicht und Hunderte von Konzerten auf der ganzen Welt gegeben, darunter auch ein vielbeachtetes bei der jazzahead! 2017 in Bremen. Die ursprüngliche Besetzung Anni Elif (Vocals), Pauli Lyytinen (Tenorsaxophon) und Tatu Ronkko (Schlagzeug) bestand acht Jahre; 2015 stieg letzterer aus und stattdessen stieß Olavi Louhivuori dazu. Immer stärker nutzte das Trio in alter wie auch neuer Besetzung elektro-akustische Elementen und neue Instrumente, um seine musikalische Vision umzusetzen.
Das international angelegte Projekt HACHI („acht“ auf Japanisch), das am 02.04.2021 veröffentlicht wird, begann als Herausforderung: Anni und Pauli wollten gemeinsam mit dem Toningenieur Joonas Saikkonen neue Wege finden, Musik entstehen zu lassen – und so beschlossen sie, mit acht phänomenalen Schlagzeugern in Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark, England, der Schweiz, Frankreich und Japan jeweils vor Ort für das neue Album zusammenzuarbeiten. Einige wenige von ihnen kannten sie schon vorher, andere lernten sie erst auf ihrer Reise kennen.
2018 packten die drei ein portables Aufnahmestudio, unzähliges Equipment, ihre Instrumente und sich selbst in ein Auto und verbrachten den gesamten Herbst des Jahres „on the road“ mit den diesen Aufnahmen, für die Toningenieur Joonas Saikkonen jeweils ein den Orten angepasstes Mini-Studio aufbauen musste. Ihre Auswahl der Einspielorte sollte zu den jeweiligen SchlagzeugerInnen passen und war zuweilen unkonventionell oder spektakulär: ein Mausoleum, ein Wasserspeicher, ein neben einem Wald gelegener See, eine U-Bahn und ein winziges Gartenhäuschen waren darunter.
SESSION 1 fand mit Olavi Louhivuori (Ilmiliekki Quartet, Oddarrang, Mats Eilertsen Trio, Tomasz Stanko) in Paulis Sommerhaus im ostfinnischen Seengebiet statt und man könnte diese Session als Testlauf ansehen, denn Ort und Besetzung waren schon bekannt und aufeinander eingespielt. Für das Stück „Black Sheep“ nahm Anni in für das Trio eher ungewöhnlicher Weise ihre Vocals und Keyboards zuerst auf, wobei sie den Refrain frei improvisierte; danach erst kamen Pauli und Olavi hinzu. Abgerundet wurde die Aufnahme am See, wo Pauli harmonische Echos mit dem Saxophon einspielte und den Gesang der Wildvögel aufnahm. Stück 2 in dieser Besetzung, ein Song namens „Kasi“, entstand auf komplett andere Art nur mit einem mobilen Aufnahmegerät während eines mitternächtlichen Veranda-Jams von Olavi und Pauli.
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Für SESSION 2 fuhren Anni, Pauli und Joonas nach Schweden, um mit Andreas Werliin (Wildbirds and Peacedrums, Ane Brun) aufzunehmen, einem alten Weggefährten von Pauli. Er ist für seinen besonderen Groove bekannt, und das inspirierte Elifantree dazu, ein äußerst rhythmisches Stück mit ihm anzugehen. Als Ort wählten sie Andreas’ ländlich gelegenes Haus an der Westküste und nutzten auch sein Vintage-Equipment für die Einspielungen. Das Stück „Gold Dust“ entstand in langen Gesprächen über Energiefelder, Schwimmen im Skagerrak, das Erklimmen der Bohuslan-Klippen sowie leckeren Fisch essen und viel Musik hören.
SESSION 3 fand in Oslo mit Terje Isungset statt, der für seine Percussioninstrumente aus Eis bekannt ist. Die Aufnahmen wurden in das Mausoleum Tomba Emmanuelle verlegt, das 1926 von dem Künstler Emanuel Vigeland erbaut wurde. Umgeben von vulgären Fresken und inmitten eines 14-sekündigem Nachhalls in einem abgedunkelten Raum, spielte Terje mit Steinen und anderen handgefertigten Percussioninstrumenten; Pauli spielte Saxophon und Anni sang und spielte Kemençe. Die daraus entstandenen Improvisationen wurden zu den Stücken „Mausoleum I“ und „Mausoleum II“.
In Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen trafen die drei in SESSION 4 auf die seit mehr als drei Jahrzehnten international gefragte Schlagzeugerin Lisbeth Diers Waiting (Marc Ducret, Marilyn Mazur, Django Bates). Es war ihre erste Zusammenarbeit und fand in einer alten, zu einer Konzerthalle umgewandelten Kirche namens Koncertkirken statt. Lisbeth nutzte viele sehr unterschiedliche Percussioninstrumente aus Ton, Glocken oder Fußrasseln für die Aufnahmen. Das Stück „Lek“ entstand während einer morgendlichen Improvisation; Lisbeth spielte dabei die Tontrommel, Pauli die Haip-Trommel und Anni die Kemençe. Das zweite Stück „Fönsterrutorna“ entstand eher zufällig während einer weiteren Improvisation.
Für SESSION 5 fuhren sie nach England und spielten mit Marc Pell im Osten von London mehrere Stücke ein. Die Aufnahmen waren nach den weitläufigen Einspielungsorten davor eine kleine Herausforderung, da sie in einem winzigen Gartenhäuschen stattfanden und die Musiker die ganze Zeit eng aufeinanderhingen. Marc ist durch sein ausdrucksstarkes Schlagzeugspiel bei der Band Micachu & The Shapes oder Mount Kimbie bekannt und entpuppte sich als äußerst produktiver, Hardcore-teetrinkender Mitstreiter, der zu festgelegten Zeiten während der Aufnahmen immer Tee in die Runde reichte.
SESSION 6 entstand mit dem für seine innovativen Soloperformances bekannten Julian Sartorius (Johanna Borchert, Sophie Hunger) in der Schweiz, in einem Büro direkt neben dem Fluss Aare nahe Bern. Das elektro-akustische Stück „Clockwerk“ ist von Gamelan-Musik inspiriert. Julian spielt dafür mit Pfannen, prepared Drums und Custom Percussion, die mit Annis harmonischen Progressionen auf ihren zwei Synthesizern fusionieren. Sie spielt mit Arpeggios und bringt sie mit einer Drum Machine und einem EWI-Solo von Pauli zusammen – das Ergebnis ist ein Stück wie eine pulsierende Maschine.
Nächster Stop für SESSION 7 war Frankreich. Dort trafen sie auf Yuko Oshima, die sie von einer gemeinsamen Tour mit ihrer Band Donkey Monkey 2012 kannten. Die Künstlerresidenz Collectif Arts des Possibles im elsässischen Fellinger war der gewählte Aufnahmeort. Kurz vor Ankunft von Elifantree gab es einen tragischen Todesfall in der Residenz und die Atmosphäre war dementsprechend getrübt, trotzdem wurden sie mit offenen Armen empfangen. In den Aufnahmesessions entstand das Stück „Solace“ mit einer auf spezifische Weise gestimmten tibetischen Klangschale, kombiniert mit Yukos Free Jazz-Ansatz und Punk-Hintergrund.
Letzter Halt für SESSION 8 war die japanische Hauptstadt Tokio mit Ryosuke Kiysu (Sete Star Sept, Keiji Haino’s trio Fushitsusha) im Dezember 2018. Er zeigte den drei viele ganz spezielle Orte in den Bezirken Shibuya und Shinjuku. Seine große Hingabe an seine Kunst eröffnete ihnen eigene neue musikalische Ansätze; in sehr intensiven Improvisationssessions entstanden die Stücke „Shibuya Film Noir“ und „Spirit of Shinjuku“, die zusätzlich atmosphärische Feldaufnahmen aus Tokio enthalten.
Auf dem Doppelalbum ist nur eine kleine Auswahl der Stücke und Feldaufnahmen enthalten, auf die Anni, Pauli und ihr unermüdlicher Tontechniker Joonas sich in unzähligen Stunden kreativer Arbeit einigten. So unterschiedlich die Orte und Umstände der jeweiligen Einspielungen auch gewesen sein mögen, immer entstanden sie als Einheit, als Elifantree-Trioaufnahmen.
Weitere Informationen:
https://www.elifantree.com/
https://www.facebook.com/Elifantree
ELIFANTREE
Das neue Album: HACHI
VÖ: 02.04.2021
Label: Eclipse Records
Vertrieb: Galileo
Katalognummern: ECD-2021133 (CD) /
ELP-202131 (LP)
EAN CD: tba
EAN LP: tba
Formate: CD, Vinyl, digital
Labelcode: tba
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