Hannes Wader mit neuem Studioalbum zum 80. Geburtstag im Juni

Auf dem Schwarz-Weiß-Cover seiner ersten Schallplatte grinst der junge Hannes Wader verschmitzt: Er trägt einen aus der Zeit gefallenen Schlapphut, hält seine Gitarre auf seltsame Weise im Arm und zwirbelt gewitzt seinen Schnurrbart. Über fünfzig Jahre, hunderte Lieder und unzählige Alben-Cover später: Der Bart ist schneeweiß – Hannes Wader ist in seinem 80. Lebensjahr.

Leicht vornübergebeugt sitzt er in einem alten Ledersessel. Er sieht sein Gegenüber mit wachen Augen an, möchte sein Kinn auf den Arm stützen – oder will er seine Faust ballen? Damals wie heute schreibt und singt Hannes Wader Lieder. Er ist gewiss nicht mehr „Heute hier, morgen dort“, aber er ist „Noch hier“ – und er singt: „Was ich noch singen wollte“. Das neue Studio-Album Noch hier – Was ich noch singen wollte – sein erstes seit sieben Jahren – erscheint an seinem 80. Geburtstag, dem 23.06.2022 bei Stockfisch-Records, brillant aufgenommen und feinfühlig arrangiert von Günter Pauler. Darauf finden sich Lieder, die Hannes Wader schon immer einmal singen wollte: eigene neue und einige anderer Autoren, die ihm wichtig sind.

In den vergangenen Jahren ist im Leben des Sängers viel geschehen, beruflich wie privat. Die Lieder auf Noch hier – Was ich noch singen wollte spiegeln dies auf eindrückliche Weise wider. Ob Hannes Wader jemals zuvor ein so persönliches Lied wie „Es ist vorbei“ geschrieben hat, in dem er die „längst abgelebten Glücksmomente“ aus der Erinnerung verschwinden sieht? Vielleicht liegt in den Ereignissen der vergangenen Lebensjahre auch begründet, dass Hannes Wader erst jetzt das Gedicht „Novembertag“ vertont hat. „Der Text dieses Liedes“, verrät er im liebevoll gestalteten Booklet, „stammt von Amanda Hose – meiner schon vor mehr als hundert Jahren verstorbenen Großmutter mütterlicherseits.“

Und dann ist da schließlich diese Begegnung, die besonders nahe geht: Hannes Wader und Reinhard Mey, zwei Freunde und Weggefährten, die einander fast ein Leben lang kennen und schätzen, singen mit fast 80 Jahren und gereiften Stimmen noch einmal gemeinsam ein Chanson, das sie lange begleitet und verbindet: „Le temps des cerises“.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Von seinen Anfängen an bis Noch hier – Was ich noch singen wollte hat sich Hannes Wader – wie Reinhard Mey einst würdigte – für die Menschlichkeit verdient gemacht, hat viele Menschen mit seinen Liedern ermutigt und getröstet. Er singt „Um eine bess’re Welt zu schaffen“ und stellt entschlossen fest: „Krieg ist Krieg“. Doch Wader wäre nicht Wader, würde er nicht auch mit Volksliedern wie „Es dunkelt schon in der Heide“, alten Versen wie „In stiller Nacht“ oder auch mit Zeilen aus der Feder Friedrich Hölderlins überraschen, die dem Album einen ergreifenden Rahmen mit tiefer Sogwirkung verleihen.

Eindrucksvoll erzählt er von einem Wiedersehen „Vorm Bahnhof“, zitiert dabei – en passant – Karl Marx und schildert in „Klaas der Storch“ mit starken Bildern eine Geschichte, an der so gut wie nichts erfunden sei. In „Schlimme Träume“ wird es schließlich wunderbar waderesk: Im Traum schleicht der Sänger um Bob Dylans Haus, sucht verbissen nach dessen Notizen und Liedideen – obwohl es in Wirklichkeit „immer genau umgekehrt“ gewesen sei.

Am Ende des Albums singt Hannes Wader seine Vertonung des berührenden Gedichts „Noch hier“, das ihm einst sein Freund Manfred Hausin zum Geburtstag schenkte. Darin heißt es: „Die Feinde, die Freunde / sind alle weit, / nur ich bin noch hier / und lasse mir Zeit…“. „Wie gut, dass Du hier bist, Hannes!“, möchte man ihm zurufen, mit einem neuen Studio-Album, das seit dem Sommer 2020 in mehreren Sessions eingespielt worden ist, und grandiosen Gastmusikern, die den Liedern einen einzigartigen Klang verleihen – darunter Jens Kommnick an der Bouzouki, Ulla van Daelen an der Konzertharfe, Lydie Auvray am Akkordeon, Justin Ciuche an der Viola, Martin Bärenz am Cello oder auch Nils Tuxen an den Gitarren.

Marc Liese, April 2022

Hintergrund:
Im November 2017 hat sich Hannes Wader mit seiner letzten großen Tournee „Macht´s gut!“ von der Bühne verabschiedet und dann mehrere Jahre an dem Buch über sein Leben geschrieben. Die Autobiografie Trotz alledem ist 2020 bei Penguin erschienen.

Hannes Wader
(Photo Credit: Emre Meydan)

Nach 36 Platten und fast 60 Jahren „On the Road“ war es ein naheliegender Abschied vom anstrengenden Tour-Leben und der Herausforderung an regelmäßige Produktionen. Es war aber kein absoluter Rückzug von seinem künstlerischen Schaffen.

Im Dezember 2020 ist die Live-Aufnahme Poetenweg mit Texten aus seiner 2019 erschienenen Autobiographie Trotz alledem und Liedern einer Veranstaltung vom 4. September 2020 in der Wassermühle Deppendorf / Bielefeld als Stockfisch-Produktion erschienen. Mit diesem Auftritt vier Jahre nach seinem Abschied vom Tourneeleben hat Hannes Wader ein Versprechen eingelöst, das er anlässlich der Einweihung eines Gedenksteins in der Nähe des „Poetenwegs“ in seiner Heimatgemeinde Hoberge gegeben hatte: Das Versprechen, diese Ehrung mit den Initiatoren nachzufeiern. Als Dank für alle, die sich für die Aufstellung des Findlings mit der Inschrift „Hannes Wader Aue“ stark gemacht und sie durchgesetzt haben.

Weitere Informationen:
https://www.hanneswader.de/

Hannes Wader
Das neue Album: Noch hier – Was ich noch singen wollte
VÖ:. 23.06.2022
Label: Stockfisch-Records
Vertrieb: In-Akustik
Formate: SACD, Download
Katalognummern: SFR 357.4104.2 (CD), SFR 357.2104.0 (DL)
EAN: 4013357410428 (CD), 4013357210400 (DL)
Label Code: LC 04910

Dieser Beitrag wurde unter News | Tour Dates abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.