Zehn Songs über das Unterwegssein, über Bewegung, Stillstand, Perspektivwechsel, Monotonie und Abenteuer, über das sich Verlieren und sich Finden auf den parallel verlaufenden äußeren Reisen in die Ferne und den inneren Reisen ins Bewusstsein. Sie führen George Leitenberger nach Lissabon, in die Sahara, nach Tunis, die Sierra Madre oder nach Assuan – und sie führen ihn tief in seine Seele. Acht der „meditations on the move“-Texte mit ihren jeweils ganz eigenen Atmosphären stammen aus George Leitenbergers Feder, zwei weitere aus der des Dichters und Schriftstellers Henry-Martin Klemt. Das ist ein Novum für den Singer-Songwriter, der bislang ausschließlich eigene Stücke für seine Alben vertont hat.
Der Klemt-Text „Von Anfang an“, von Leitenberger mit diversen akustischen und elektrischen Gitarren blauschwarz und rau vertont, eröffnet dann auch das am 03.03.2023 erscheinende Album Roadmovies: „Las diesen Text, den Henry-Martin Klemt 2016 zu Leonard Cohens Tod schrieb, zufällig in einer schlaflosen Nacht auf dem Web und war sofort hellwach“, so George Leitenberger, „ein Text wie ein film noir – poetischer kann man Songs kaum schreiben. Mir war sofort klar: Das wird das perfekte Anfangsstück für meine nächste Platte! Klemts Bildsprache kommt einer poetischen Befreiung gleich, Sätze wie ‚Der Refrain des Lebens sind drei Hände voller Sand‘ oder ‚Wie ein Kerl durch Nächte wie durch Trommelwirbel rennt‘ sind aus meiner Sicht mindestens auf Augenhöhe mit Cohen – das musste ich vertonen!“.
Danach rauschen wir auf dem „Boulevard du Grand Maghreb Arabe“ mit einem bewusst reduzierten, dem bretonischen Reel ähnlichen Song im 4/4-Takt aus den Teer-Tentakeln von Tunis hinaus ins weite Land: Brutalismus, Lebensfreude, Autochaos, Korruption – alles auf einmal saust auf uns ein, bevor bei „Kurz oder lang“ nochmals die Thematik der Niedertracht und Trennung des Vorgängeralbums Blackbox aufgegriffen wird: „Distanz bringen zwischen sich und toxische Personen bzw. toxische Gedanken ist ein erster Schritt hinaus ins Weite“ so Leitenberger, auch wenn „dabei die eine oder andere Säule der eigenen Weltanschauung ins Wanken gerät“. In der Retrospektion öffnet sich der zuvor verfinsterte Horizont bereits wieder und geht über in eine grandiose Abendstimmung, die Klaus Eichbergers Orgelspiel und der Herzschlag seines Akkordeons zum Niederknien schön auf unsere innere Leinwand zaubern.
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Im hypnotisch-voranschreitenden, mit Arabesken auf der Guitalele untermalten „Buschtaxi“ geht es durch die Wüste nach Kom Ombu bei Assuan: „Man rast wortwörtlich über Stock, Stein und Sand, tätigt halsbrecherische Überholmanöver und spricht währenddessen tiefenentspannt mit dem Reisenden über Wiedergeburt, die Auswirkungen des Tourismus und die Seelenwunderwelt der Wüste in einem Englisch fast ohne Vokale“ so Leitenberger.
Mit Henry-Martin Klemts 1998 entstandener „beseelter und tief poetischer“ Hommage „Kerl wie’n Baum“ für seinen Freund Gerhard Gundermann geht es weiter. Leitenberger fand „die Melodie bereits beim ersten Lesen. Klemts Texte tragen ihre eigene Melodie in sich und sind dabei offen für andere“. Von den großen Stimmen und Persönlichkeiten bewegen wir uns etwas widerwillig zu „den mit sich selbst bestraften Korinthenkackern, die erst zufrieden sind, wenn sie anderen in die Suppe spucken können“, also den „Tiny Shitty People“ im einzigen englischsprachigen Stück auf dem Album. Dumm nur, wenn man „einen von denen“, so George, „in sich selbst erwischt: merde alors!“.
Auf zum nächsten Ziel ins mexikanische Los Mochis am pazifischen Ozean – wir reisen gefühlt 5. Klasse mit Trompeta mexicana, Schifferklavier, Kontrabass, Gitarren und Guitalele von Chihuahua aus mit dem Zug „El Chepe“ durch eine Geschichte aus dem „Prädigizän“ und einer Lehrstunde fürs Leben durch die unglaublichsten Landschaften und Vegetationen – im spanischen Refrain steckt dann auch das Motto der ganzen Platte: „El río fluye sin cesar/ Ya no se puede ir atràs/ guarda la memoria/ es lo único que queda…” (Der Fluss fliesst ohne Unterlass/ Es gibt kein Zurück/ Bewahr dir deine Erinnerungen/ Sie sind das Einzige, was bleibt).
Nach dieser Zugfahrt webt uns die Nocturne „In der Nacht“ hinein in den erotischen Dauerregen von Lissabon. Gleich danach reflektieren wir in dem bemerkenswerten Talking Blues außerhalb des Blues-Schemas „Debbie & A Million Ghosts” über die merk-würdigen Dinge, die die Wüste mit einem veranstalten kann.
Das Album endet in der Ballade „Glück & Mut“ mit einer ganz elementaren Reise in die eigene Haltung sich selbst gegenüber. „Ich muss mir nicht alles gefallen lassen – auch nicht von mir selber“ zitiert George Leitenberger den Neurologen und Psychiater Viktor Frankl und rät dazu, die eigene Komfortzone immer wieder zu verlassen, um sich der Angst vor dem Unbekannten zu stellen, sie immer wieder neu zu überwinden. Und er stellt die eine, nicht morbide, sondern durch und durch lebenszugewandte Frage: „Wie soll man sich an dich erinnern?”.
Umgesetzt wurden die Stücke ohne Schlagzeug oder Percussion von George Leitenberger (Vocals, Akustikgitarre, E-Gitarre, Banjo, Guitalele, Harp) mit Weggefährtinnen und Gefährten wie Nadine Allal (Backing Vocals), Chris Boddington (Akkordeon), Steffen Dix (Trompete), Klaus Eichberger (Klavier, Akkordeon, Orgel), Tobias Fleischer (E-Bass, Fretless, Kontrabass), Roddy McKinnon (Gibson ES-125 (Hollowbody-E-Gitarre)) und Emanuel Wieck (Viola) und produziert von Andreas Albrecht.
George Leitenberger auf Tournee:
ROADMOVIES:
24.02.2023 Berlin /Zebrano Theater
03.03.2023 Plüderhausen / Theater hint. Scheuerntor
04.03.2023 Karlsruhe / Laden Zwei
14.04.2023 Brandenburg / Fontane Club
15.04.2023 Berlin / Zimmer 16
Mit dem GUNDERMANN-PROJEKT:
17.02.2023 Leipzig / Anker
18.02.2023 Hoyerswerda / Kulturfabrik
19.02.2023 Berlin / Christuskirche
Kurzbiographie:
George Leitenberger ist im Schorndorfer Schloss aufgewachsen, einer Mischung aus Forstamt, Knast, Finanzamt und Amtsgericht direkt über einem gigantischen Weinlager in tiefen, dunklen Kellern und uralten Tunnelsystemen und über Stationen in Berlin, London und anderen Orten mittlerweile in Genf beheimatet.
Über seine sehr viel ältere Schwester entdeckt er irgendwann das Album Bringing It All Back Home und kurz darauf Beggars Banquet, die sein Leben für immer verändern sollten. In den 1970er Jahren spielt er erste Gitarrenakkorde, die in Auftritten als Coverband in der Schule und bei Partys sowie ersten Aufnahmen mit eigenen Songs münden. Zugleich wird sein Musikgeschmack vom Programm des legendären Schorndorfer Musikclubs Manufaktur geprägt. Stationen in Nürnberg, Berlin, als Regiehospitant in Dortmund und kleine Film- und Theaterrollen folgen, immer begleitet von Reisen in die ganze Welt.
In den 1990er Jahren lebt er während mehrerer Schreib- und Kompositionsphasen in Paris und London, auch als Photograph, macht sich einen Namen als Filmkomponist für Filme mit Claudia Michelsen, Ellen ten Damme, Andreas Schmidt, Christian Petzold und anderen. 1996 folgt das erste Soloalbum News From Nowhere, danach das Album Land der Dichter und aus privaten Gründen ein Umzug nach London, wo er viele Konzerte spielt und seine Photographien, davon einige als Auftragsarbeiten der Royal Festival Hall und von Musikmagazinen, ausstellt.
Ein weiterer Umzug bringt ihn nach Genf und das dritte Soloalbum Stiller die Spur erscheint. Weitere Film- und Theatermusiken sowie das begeistert aufgenommene vierte Album Café Comercial folgen 2010. Nach einem Fahrradunfall 2011 kann Leitenberger nur noch mit starken Schmerzmitteln auftreten, trotzdem ist er viel unterwegs und gestaltet sogar eine Konzertreihe in Genf, die bis heute läuft. 2013 beginnt die Zusammenarbeit mit Roddy McKinnon sowie der Band Grand Hotel Desoriente, 2016 folgt das nächste Soloalbum Autovía und 2018 Raw Love als Duoplatte mit Roddy McKinnon. Im Winter 2020 erscheint Blackbox – Songs über Verrat und Vergebung, Hoffnung und Corona. Stereo schreibt: „Gute Songwriter sind wie Seismografen: Ihre Nadel reagiert sensibel auf kleinste Erschütterungen in der Welt – und in ihnen selbst. Ganz in diesem Sinn verdichtet George Leitenberger auf seinem feingeistigen siebten Soloalbum die Beben unserer Zeit zu handgemachten, glasklar produzierten Unplugged-Songs zwischen Country-Blues, Fingerpicking-Folk und Jazz-Chanson“ und Good Times sagt: „Cool wie Stoppok, entspannt wie Bernie Conrads, hellsichtig wie FJ Degenhardt. Was für eine Scheibe!“. Bereits 2007 fanden die Kieler Nachrichten anlässlich einer Konzertbesprechung die Worte, die bis heute gültig sind: „Wie ein ‘film noir’ für die Ohren – melancholisch, bezaubernd, ergreifend.“
Weitere Informationen:
http://georgeleitenberger.com/
GEORGE LEITENBERGER
Das neue Album: Roadmovies
VÖ: 03.03.2023
Label: Silberblick Musik Berlin
Formate: CD, digital
EAN CD: 4260000320447
Katalognummer: SBM 052
Vertrieb: Broken Silence
Labelcode: 12028
Siehe auch:
George Leitenberger – Blackbox – Songs über Verrat und Vergebung, Hoffnung und Corona: https://www.ub-comm.de/?p=5665
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